Im Besuchs- und Begleitdienst haben die ersten vier Schülerinnen und Schüler des Norbertusgymasnium ihre Ausbildung zum Junior-Seniorenbegleiter geschafft. Endlich konnte Katrin Leuschner, Referentin Soziales Ehrenamt der Malteser Magdeburg, die ersehnten Teilnehmerzertifikate überreichen.
Seit Schuljahresbeginn haben sich die Gymnasiasten jede Woche anderthalb Stunden mit dem Leben im Alter befasst, in der Theorie gelernt, was sich alles verändert, das aber auch hautnah erleben können. Denn für den praktischen Anteil ging's in die Seniorenresidenz "Vogelsang", einem Service-Wohnangebot der Malteser Magdeburg.
Warum sich die Schüler für diese Ausbildung entschieden haben? "Wir hatten auch noch andere Sachen, aus denen wir auswählen durften. Mich hat aber am meisten interessiert, mit Senioren zu reden. Ich wollte das einfach ausprobieren", erzählt die 14-jährige Naya Jnaid.
Bei ihrem Mitschüler Linus Friedrichs (15) waren es wohl auch die Großeltern, die zur Entscheidung beigetragen haben: "Meine Oma ist 82, mein Opa 83 Jahre alt. Die fanden, dass ich das mal machen soll", erzählt der Neuntklässer.
Auch wenn sich beide noch mehr Kontakt zu den älteren Menschen gewünscht hätten: "Wir haben gut gelernt, wie man sich mit Senioren unterhält und wie man das anstellt", sagt Linus.
Vor allem aber hat die Arbeit mit dem Rollstuhl die beiden Schüler beeindruckt: Sie hätten nicht nur gelernt, wie der zweirädrige Sitzplatz richtig benutzt wird, oder dass man auf Wegen mit dem Gefährt doch gut achtgeben sollte. "Wir durften auch mal drin sitzen", erzählt Naya. Linus ergänzt: "Da haben wir gemerkt, wie sich die Person darin fühlt. Und, dass man gut aufpassen sollte, das keine Steine im Weg liegen. Und wenn doch, wie sie am besten umfahren werden."
Und sie hatten Gelegenheit, eine andere Lebensweise kennenzulernen: "Sie können hier in der eigenen Wohnung schlafen. Sich entweder Essen bestellen oder noch selbst kochen. Sie können an Veranstaltungen teilnehmen oder sich draußen mit anderen Senioren treffen." Der Blick hinter die Kulissen und in die selbstständige Lebensweise im Alter hat die junge Frau angesprochen.
Ein halbes Schuljahr haben die Gymnasiasten immer wieder die Schulbank gegen den Lebensalltag im Alter getauscht und versucht, den Kontakt zu den älteren Menschen herzustellen. Nicht immer einfach, denn "manche reden mehr und andere weniger", sagt Naya. Aber letztlich hätten die Senioren immer mitgemacht - und auch mit ihnen Plätzchen gebacken.
Ob die beiden von ihrer Zeit als Junior-Seniorenbegleiter etwas mitgenomen haben? "Teilweise schon", überlegt Linus. "Auf jeden Fall hat es bei der Kommunikation geholfen." Und: "Man lernt zu reden und offener zu sein", ergänzt Naya.
Vielleicht sind das Erfahrungen, die im nächsten Schulhalbjahr sieben andere Schülerinnen und Schüler machen werden. Denn dann geht das Projekt in die nächste Runde.
Ihre eigenen Erfahrungen können aber auch Naya, Linus und ihre beiden Mitschüler der ersten Generation Junior-Seniorenbegleiter in Magdeburg vertiefen: "Wenn ihr wollt, könnte ihr gern jederzeit nach der Schule wieder vorbeikommen oder unsere Veranstaltungen mit den Senioren besuchen. Die Türen stehen euch immer offen", lädt Nicole Keindorff, Leiterin des Service Wohnens "Vogelsang" die jungen Menschen ein.