Helga und Helga lernen sich über den Besuchs- und Begleitdienst der Malteser kennen und treffen sich 14-tägig zum Kuchenessen, Plaudern und Spielen.
Es ist Herbst geworden, ein kühler und grauer Mittwochnachmittag. Als Helga mit ihrem neuen flotten Auto in die Straße einbiegt, wartet Helga ganz am Ende der Straße schon am Fenster und hält Ausschau. Helga braucht nicht einmal zu klingeln, sie wird sofort herzlich an der Tür in die Arme geschlossen und begrüßt.
Helga Röder und Helga Jäger sind eines von 48 „Besuchspäarchen“, die sich regelmäßig im Rahmen des Besuchs- und Begleitdienstes des Malteser Hilfsdienstes treffen. „Wir bringen Ehrenamtliche und Menschen zusammen, die sich mehr soziale Kontakte wünschen oder eine Begleitung für bestimmte Wege suchen“, erklärt Katrin Leuschner, Referentin für Soziales Ehrenamt bei den Maltesern. Meist werden Seniorinnen und Senioren begleitet, die einsam sind, deren Angehörige aus verschiedensten Gründen keine Zeit haben oder die die Leere traurig macht. „Die Wünsche sind da ganz unterschiedlich“, weiß Karin Leuschner. „Einige wollen gemeinsam spazieren gehen, andere rätseln oder Tischspiele spielen. Einige brauchen Sicherheit und wollen beispielsweise eine Begleitung für den Weg zur Apotheke.“
Drinnen klimpern nun die Tassen und es wird gelacht und erzählt. Der Duft von Kaffee liegt in der Luft. In der Stube ist es mollig warm, der Tisch ist liebevoll und reichlich mit allen möglichen Torten- und Kuchenstückchen eingedeckt. „Schlemmernachmittag“ nennt Helga Röder die 14-tägigen Treffen. Die 72-Jährige Ehrenamtliche war bis Ende März diesen Jahres noch in Vollzeit berufstätig. „Ich stellte mir natürlich die Frage, was ich danach mit meiner vielen Freizeit machen könnte“, lacht Helga Röder. Sport und Seniorengruppen waren irgendwie nicht das Richtige für sie. Drei Tage vor ihrem letzten Arbeitstag liest sie ein Interview mit Katrin Leuschner vom Malteser Hilfsdienst in der Zeitung. „Ein dummer Zufall“, wie sie sagt. „Aber ich dachte, dass ist etwas für mich!“ Gesagt, getan. Helga Röder trifft sich mit Katrin Leuschner, um die ehrenamtliche Tätigkeit gemeinsam zu besprechen. Dann geht es ganz schnell und das erste Kennenlernen zu dritt mit Helga Jäger steht an. „Ich fand es sehr angenehm, dass ich nicht allein hin musste“, gesteht Helga Röder. Die Aufregung war jedoch ganz umsonst, die Chemie stimmte sofort. So erging es auch Helga Jäger: „Bei der ersten Begegnung haben wir uns gleich eine Schnauze voll erzählt und geschnuppert, ob wir zusammenpassen. Und wir verstehen uns sehr gut!“
„Es ist schön zu wissen, dass jemand kommt. Ich erfahre dann Neues oder kann Rummikub spielen.“, erzählt die 82-Jährige. Rummikub ist Helga Jägers Lieblingsspiel. Das bringt sie ihrer ehrenamtlichen Besucherin auch sofort bei und steckt sie damit sogar an. „Das erste Mal hat Helga zwar verloren, aber sie wird immer besser. Mensch, dachte ich, die hat richtig der Ehrgeiz gepackt, die will nächstes Mal unbedingt wieder spielen“, berichtet Helga Jäger. Also spielen die beiden, wann immer es die Zeit zulässt. „Letztes Mal sind wir allerdings gar nicht zum Spielen gekommen. Wir hatten uns so viel zu erzählen“, schwärmt Helga Röder. Die Ehrenamtliche fühlt sich auch bei den Maltesern gut aufgehoben, schätzt die Austauschtreffen mit anderen Engagierten und die angebotenen Weiterbildungen der Malteser. „Wer sich im Besuchs- und Begleitdienst ehrenamtlich engagieren möchte, sollte Freude an der Arbeit mit Menschen haben, zuhören können und in der Lage sein auf eine teilweise eingeschränkte Mobilität zu achten“, erklärt Katrin Leuschner von den Maltesern. Das Zeitmaß des Ehrenamts gibt dabei jeder selbst vor. Ein zweistündiger Besuch in der Woche ist dabei eine gute Orientierung. Aber auch 14-tägige Treffen, wie bei Helga und Helga, sind möglich. Interessenten für den Besuchsdienst oder das Ehrenamt können sich jederzeit bei Katrin Leuschner per E-Mail (besucherdienst@malteser-magdeburg) oder telefonisch unter 0391/50676910 melden. Die nächste Fortbildung „Fit für den Besuchsdienst“ findet am 19. März 2020 von 15 bis 18 Uhr in Magdeburg statt. „Aktuell warten leider einige ältere Menschen darauf auch regelmäßig Besuch zu bekommen. Daher suchen wir dringend ehrenamtliche Verstärkung“, betont Katrin Leuschner.
Und manchmal entwickeln sich eben aus solchen Besuchen auch Freundschaften, wie bei Helga und Helga. Heute sind die beiden vor lauter Plauderei wieder nicht zum Rummikub spielen gekommen. Dafür ist die Kaffeetafel leer genascht. Nach knapp vier Stunden haben Helga und Helga einen runderen Bauch als vorher und ein beseeltes Lächeln auf den Lippen. Sie verabreden sich schon jetzt mit Vorfreude für ein nächstes Treffen „Ich hoffe, dass wir die Freundschaft noch lange genießen können und gesund bleiben“, erklärt Helga Röder. Helga Jägers Wunsch klingt bescheidener: „Es kann bleiben, wie es ist!“