Der Tod kommt nicht unangemeldet. Es gilt, die Zeichen deuten zu können – im besten Fall mit dem Wissen unserer Vorfahren. Wie sind diese mit dem Thema Sterben, Tod und Trauer umgegangen? Welche Rituale gab es? Wer oder was sind Leichenbitter, die einst am weißen Tuch um deren Schultern erkennbar waren? Weshalb wurden manche Tote im Sarg angebunden und ihnen Erbsen in den Sarg gelegt? Spannende Fragen, die Dr. Anja Kretschmer, die im Gewand einer Schwarzen Witwe des 19. Jahrhunderts ehrenamtliche Hospiz- und Trauerbegleiter unter dem Motto „Friedhofsgeflüster – von Leichenbitter und Wiedergängern“ über den Heidetorfriedhof in Zerbst führte.
Mit Humor, Berührendem und viel Wissen unterhielt sie rund 100 Teilnehmende, sprach über das Erleben von Tod in einer anderen Zeit. Unterhaltsam und sprach sie über Sitten und Bräuche, aber auch über den Aberglauben früherer Generation. Und bot auf diese Weise die Erkenntnis: Was als Aberglaube galt, war eher ein Volkswissen.
Zum Abschluss verteilt sie unter den Teilnehmenden Seifenblasen und lud dazu ein, Seifenblasen in den Nachthimmel zu entsenden – ein Vergänglichkeitsmotiv, dass das Leben bestens darstellt: als schillernd und allzu leicht schwindend.
Übrigens: Der Leichenbitter oder die Leichenbitterin baten früher Menschen, sich zu einer Leiche zu begeben und luden auf diese Weise zu einer Beisetzung ein.