Sprache verbindet Menschen

Auch für Menschen, die gerade Deutsch lernen und sprechen wollen, ist die Pandemie eine herausfordernde Zeit. Sprachkurse finden nicht wie gewohnt statt, Begegnungsangebote lassen nur noch einen digitalen Austausch zu. Das weiß auch Jule. Jule engagiert sich seit Januar ehrenamtlich in einem Sprachtandem bei den Maltesern in Magdeburg. „Auch das Lernen einer Sprache geht besser im direkten Kontakt, hier sind auch Gestik und Mimik des Gegenübers enorm wichtig“, erklärt Jule. Die 26-Jährige ist eigentlich in der Veranstaltungsbranche in Berlin tätig, wegen Corona allerdings in Kurzarbeit und aktuell wieder häufiger bei ihren Eltern in der Heimat. „Ich wollte meine Freizeit bewusst gestalten und anderen helfen“, verrät sie. Aus eigener Erfahrung während eines Auslandsaufenthaltes kennt sie die Hürden einer fremden Sprache in einem fremden Land und war damals selbst sehr dankbar über Unterstützung.

„Sprache lernt man am besten indem man die spricht.“

Seit knapp vier Monaten begleitet Jule nun Nedal aus Syrien in einem Sprachtandem. „Sicherlich braucht es etwas Zeit sich kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen, um Fehler auch direkt ansprechen zu können“, sagt Jule. Doch genau das schätzt Nedal an den Gesprächen mit seiner Tandempartnerin: „Sprache lernt man eben am besten, wenn man sie spricht. Derzeit gibt es immer weniger Gelegenheiten im Alltag aktiv deutsch zu sprechen. Und wenn, dann wird man selten vom Gegenüber korrigiert.“ Das Sprachtandem gibt den Raum offen zu Fragen, Fehler zu machen und diese auch direkt zu verbessern. Jule und Nedal schreiben sich täglich über einen Messengerdienst und treffen sich einmal wöchentlich zu einem Spaziergang oder Ausflug. „Es ist schön zu sehen, dass Nedal sich schon deutlich verbessert hat. Außerdem fühlt er sich wohl und kann frei über all das sprechen, was ihn beschäftigt oder interessiert“, sagt Jule. Nedal ist es auch wichtig nicht nur eine fremde Sprache sprechen zu lernen, sondern auch die Kultur und ihre Menschen. „Ich kann so auch viele neue Leute kennenlernen und vielleicht sogar Freundschaften schließen“, sagt der junge Syrer.

Nedal kam vor zwei Jahren nach Deutschland und ist mittlerweile fester Bestandteil der Malteser Familie. Er engagiert sich auch im Sprachcafé des Stübchen Süd oder bei interkulturellen Ausflügen. „Ich möchte auch gern etwas zurückgeben und hoffe zukünftig ehrenamtlich auch Seniorinnen und Senioren bei Ausflügen zu begleiten, Projekte der Malteser mitzugestalten, Arabischkurse für Deutsche anzubieten oder Interessierten die arabische Küche näher zu bringen“, berichtet der 23-Jährige. Auch Jule möchte sich nach der Corona-Pandemie weiter engagieren und das Sprachtandem mit Nedal weiterführen: „Es macht einfach riesig Spaß und wir entwickeln uns gemeinsam sprachlich und menschlich weiter. Durch die flexible Zeiteinteilung ist das Engagement auch berufsbegleitend kein Problem.“

Stübchen Süd: Gelebtes Miteinander in guter Nachbarschaft

Wer sich auch in einem Sprachtandem oder anderen Projekten des Stübchen Süd engagieren möchte, ob als Teilnehmende oder im Ehrenamt, kann sich jederzeit bei Tim Niewerth und Jamina Lauwigi von den Maltesern melden. Das Stübchen Süd ist ein Begegnungsraum für alle, die sich interkulturell austauschen möchten. Willkommen sind Menschen mit und ohne Flucht- und Migrationserfahrung aus der Nachbarschaft sowie ganz Magdeburg. Hier finden regelmäßig Sprachcafés, Aktionen, ein interkultureller Freizeittreff und Kochabende statt. Durch die Corona-Pandemie werden viele Angeboten aktuell in digitaler Form durchgeführt. Sobald es wieder möglich ist, soll auch ein Nähkurs sowie ein Musikprojekt im Stübchen Süd angeboten werden.

Kontakt:

Malteser Hilfsdienst e. V.
Stübchen Süd
Willi-Bredel-Straße 18
39120 Magdeburg

Telefon: 0391 99045074 oder 0171 8692544
E-Mail: Jamina.Lauwigi@malteser.org oder Tim.Niewerth@malteser.org