Im Burgenlandkreis hat das Projekt "Gemeindenotfallsanitäter" begonnen. Stationiert sind die sieben Männer und eine Frau während ihrer jeweiligen Schichten in einer neu eröffneten Wache im Ort Draschwitz (Gemeinde Elsteraue).
Auch für die Malteser Susann Sabrowske, Felix Wendisch und Rick Hübner, die einen Tag vor dem offiziellen Dienstbeginn ihre Zertifikate als Gemeindenotfallsanitäter erhalten haben, eine spannende Zeit. Im Wechsel werden sie und ihre Kollegen von Landkreis und Deutschem Roten Kreuz in 24-Stunden-Schichten im Einsatz sein.
Als Gemeindenotfallsanitäter sollen sie erste Helfer vor Ort sein und in nicht lebensbedrohlichen Situationen die Versorgung übernehmen. So könnten Kapazitäten von Rettungswagen für schwerwiegende Notfälle freigehalten werden.
In den kommenden zwei Jahren soll das Projekt zeigen, ob diese Art der Patientenversorgung dazu beitragen kann, Rettungsdienste, Notaufnahmen und medizinische Fachabteilungen in Sachsen-Anhalt zu entlasten. Zudem erhoffen sich die Projektpartner, auf diese Weise die gesetzlich vorgegebenen Hilfsfristen zu verbessern. Vor allem im ländlichen Raum gelingt das bisher nicht in ausreichendem Maß. Das bestätigt auch Andreas Buchheim, Bürgermeister der Gemeinde Elsteraue, der selbst bei der Feuerwehr ist.
"Wichtig ist, dass die Patienten eine gute und schnelle Versorgung bekommen, aber ambulant zu Hause bleiben können", betont der für das Rettungswesen im Innenministerium von Sachsen-Anhalt zuständige Ministerialrat Lutz-Georg Berkling. Möglich mache das Projekt eine Experimentierklausel im Rettungsdienstgesetz, die 2021 von Landesregierung verankert wurde. "Damit können Maßnahmen ausprobiert und bei nachgewiesener Wirkkraft ins Rettungsdienstgesetz aufgenommen werden." Denkbar sei zudem, die Kapazitäten künftig auszubauen.
Damit die Gemeindenotfallsanitäter ihre Aufgabe überhaupt übernehmen können, ist eine fachliche Qualifizierung erforderlich. Diese haben die nun berufenen Kräfte im Malteser Bildungszentrum "Crux Alba" in Magdeburg absolviert. Als erfahrene Notfallsanitäter bedeutete das: noch einmal 160 Stunden Weiterbildung - in Theorie und Praxis. Kommunikationsfähigkeiten wurden trainiert, chronische Krankheit intensiv besprochen, aber um Hilfestellung und örtliche Angebote zur Unterstützung von Patienten galt es kennenzulernen. Ihre Fachpraxis haben die Gemeindenotfallsanitäter auf einer Palliativstation, in einer Hausarztpraxis und in einem Pflegeheim erweitert.
Ob das Pilotprojekt sein Ziel erreicht, werden die kommenden beiden Jahre zeigen. In dieser Zeit werden sowohl das Innenministerium als auch der Malteser Hilfsdienst das Projekt evaluieren. Für die Malteser steht dabei nicht nur die Einsatzhäufigkeit und die Wirkung auf den Rettungsdienst im Mittelpunkt. Jeder Einsatz wird genau protokolliert, mit Daten zu Erkrankungen, zu umgesetzten Maßnahmen, Transportbedarf und Empfehlungen an Patienten. Aber auch der Blick nach innen ist dabei wichtig: Wie zufrieden sind die Gemeindenotfallsanitäter mit der Ausbildung, ihrem Handlungsspielraum, welche Verbesserung wären ratsam?