Einblick in die Geheimnisse der Integrierten Leitstelle

Opa kommt nach dem Mittagsschlaf nicht mehr zu sich - sofort die 112 anrufen! Ein Verkehrsunfall auf dem Magdeburger Ring - Handy raus und 112 gewählt! Das sind nur zwei Notfallszenarien, die die Katastrophenschutzjugend der Malteser in Magdeburg und der Schulsanitätsdienst des Norbertus-Gymnasiums jüngst haben. Auch wenn die nur virtuell waren, die Anrufe bei der 112 waren echt. Europaweit sorgt diese Notrufnummer dafür, dass Menschen in ganz Europa im Notfall schnelle Hilfe bekommt. Doch wer geht da eigentlich ans Telefon?

Es könnte zum Beispiel Markus sein, ausgebildete Notfallsanitäter bei der Berufsfeuerwehr Magdeburg. Ein cooler Typ im Feuerwehr-Shirt, mit Tattoos auf den Unterarmen. Und Profi in seinem Job. Markus steht an einem halbrunden, höhenverstellbaren Tisch mit mehreren Monitoren der Integrierten Leitstelle (ILS). Er trägt ein Headset. Das sieht nach Callcenter aus - und ist es im Grunde auch. Aber ein besonderes. Markus lacht über den Ausdruck. Er kennt Feuerwehr und Rettungsdienst in- und auswendig, weil er selbst dort gearbeitet hat.

Da kommt schon der nächste 112-Anruf. Brand im Obergeschoss eines größeren Hauses. Routiniert fragt Markus die Informationen ab, die er für die "Disposition der Rettungsmittel" - so heißt das im Amtsdeutsch - braucht. Markus schickt einen Löschzug und zwei Rettungswagen. Die sind gerade in der Nähe und daher schnell am Einsatzort, was Markus auf seinem Monitor sehen kann. 

Wer Glück im Unglück hatte, und bei dem Brand nicht verletzt wurde, hat allerdings erst einmal keine Wohnung mehr. In einem solchen Fall kann der Betreuungsdienst des Katastrophenschutzes helfen. Markus alarmiert also auch die Malteser, weil es dort einen Betreuungsdienst gibt. Und eine Verpflegungsgruppe. Auch die soll ausrücken, um die vom Brand Betroffenen mit heißem Tee zu versorgen, oder einem ganzen Abendbrot. Es dauert sicher länger, bis die Menschen zurück in ihr Haus können. 

Nur diesmal nicht. Der Wohnhausbrand war nämlich ein vorbereitetes Szenario für die Jugendlichen. Und Markus war eingeweiht. Die Sorge einiger, sich im Stress nicht mehr an die W-Fragen zu erinnern, war übrigens unbegründet. Markus und sein Team in der integrierten Leitstelle fragen alles ab, was sie wissen müssen. Zuerst, wo der Notfall passiert ist. Schon während des Gesprächs alarmieren sie die Rettungsmittel per Mausklick. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.

Die Jugendlichen haben ihre Notrufe, die sie realistisch über ein privates Smartphone abgesetzt haben, übrigens alle gut gemeistert. Und sie konnten Markus bei seiner Arbeit über die Schulter schauen. Zum Schluss lokalisiert er das Smartphone noch: Die Notrufe kamen alle aus der Brandenburger Straße in Magdeburg. Aus der Teeküche der integrierten Leitstelle.

Markus hat sich natürlich einen Riesenapplaus verdient. Doch halt: Applaus würde die konzentrierte Arbeitsatmosphäre dort stören. Also strecken alle ihre Hände in die Luft und wedeln mit den flachen Handflächen. Der verdiente Applaus für Markus - in Gebärdensprache.